Gleich in der ersten Schulwoche sind wir, die 8A, 8C und 8M, für fünf Tage nach Polen gefahren – genauer gesagt an einen schrecklichen Ort: zum Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz.
Ein Erfahrungsbericht von Monika Todorova, 8M
Nach einem frühen Aufbruch und sieben Stunden Busfahrt kamen wir um 14 Uhr in unserer Unterkunft an. Nach einer kurzen Pause brachen wir zum Stammlager Auschwitz I auf. Obwohl während unseres Aufenthalts dort eine sehr bedrückte Stimmung herrschte, kann ich glaube ich für alle meine Mitschüler sprechen, wenn ich behaupte, dass wir an dem Tag sehr viel gelernt und gesehen haben. Unsere vierstündige Führung setzte sich aus der Besichtigung einzelner Blöcke im Lager zusammen, in manchen wurden „Verbliebenheiten“ der Opfer ausgestellt, in anderen konnte man die Schlaf- und Waschsäle sehen, und in zwei von uns besichtigten Blöcke befanden sich Ausstellungen, die österreichische und die israelische. Die Menge an Informationen verarbeitete am ersten Abend jeder auf seine Art, manche im Dialog mit anderen und manche still für sich.
Am Morgen des nächsten Tages wurden wir in zwei Gruppen geteilt und während die eine Gruppe eine Ausstellung des Künstlers und Auschwitz-Überlebenden Marian Kołodziej besuchte, hatte die andere Gruppe Zeit für eine Gruppenreflexion. Anschließend wurde getauscht. Am Nachmittag besuchten wir das Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau. Da auch das ein sehr eindrucksstarker Nachmittag war, fand am Abend eine Gruppenreflexion statt, bei der wir uns unter anderem die Fragen „Inwiefern sind wir verpflichtet, uns hiermit zu beschäftigen?“ und „Warum beschäftigen wir uns „freiwillig“ mit diesem Thema?“ beschäftigten.
Am Freitag, dem dritten Tag unserer Reise, lag der Schwerpunkt auf der jüdischen Kultur in Krakau. Da die letzten beiden Tage emotional sehr anspruchsvoll waren, war dieser Tag bewusst zum „Auflockern“ eingeplant. Wir genossen eine lange Führung durch die Stadt, Teil davon waren unter Anderem der Besuch einer Synagoge als auch eine Pause auf einem charmanten kleinen Flohmarkt. Anschließend hatten wir noch „Freizeit“, das heißt wir konnten die Stadt in Kleingruppen erforschen.
Das Programm unseres letzten Tages in Polen setzte sich einerseits aus einem Zeitzeugengespräch mit Frau Stefania Wernik, welche in Auschwitz geboren wurde, und andererseits aus Workshops zu individuellen Themen am Nachmittag zusammen. Nach einer abschließenden Reflexion bezüglich der Workshops und unseres Aufenthaltes allgemein brachen wir zu einem Spaziergang in die Stadt Oswiecim auf, wo wir alle ein gemeinsames Abendessen genossen.
Obwohl man die Aufarbeitung eines so intensiven Themas nicht „freudig“ gestalten kann, ist es unseren Leitern meiner Meinung nach sehr gut gelungen, uns auch positive Eindrücke von der Reise mitzugeben.
Zum Schluss möchte ich noch meine persönlichen Eindrücke von der Reise kundtun. Ich habe gemerkt, dass viele auch außerhalb von Führungen, also in unserer Freizeit, oft über das, was wir gesehen haben, nachgedacht haben. Auch ich konnte viele der Eindrücke, selbst mit Bemühen, lange nicht aus meinem Kopf kriegen, einer davon hat mich aber besonders berührt: Ich habe im bekannten Buch der Namen (s. Titelbild) den recht „typisch jüdischen“ Namen einer Freundin von mir nachgeschlagen, da ich ahnte, dass sich unter der unvorstellbaren Menge an Opfern wahrscheinlich auch eines unter ihnen befand, welches ihren Vor- und Nachnamen trug. Aber der Name stand da nicht nur einmal, nicht fünfmal oder zehnmal, sondern 36 mal, sowohl Vor- als auch Nachname in der gleichen Schreibweise. Das hat mir gezeigt, was eine „unvorstellbare Menge“ wirklich bedeutet und ich denke auch jetzt, beinahe zwei Monate später, noch oft darüber nach. Ich möchte verdeutlichen, dass ich Reisen zu Gedenkstätten wie Auschwitz oder Mauthausen sehr wichtig finde und die 8. Klassen meiner Meinung nach das angemessene Alter dafür haben, was sich dadurch bestätigt hat, dass ich auf der gesamten Reise keine respektlosen oder unangemessenen Bemerkungen, Witze oder derart gehört hätte. Ich finde meine Mitschüler sind dem Thema mit dem notwendigen Ernst entgegengetreten und hoffe, dass dies für zukünftige Klassen auch der Fall sein wird.
Monika Todorova
Anm.: Als Leiter der Reise kann ich nur bestätigen, was Monika schreibt. Es ist für uns als LehrerInnen bei all der Traurigkeit des Ortes eine sehr schöne Erfahrung zu erleben, wie reif unsere SchülerInnen mit diesem Thema umgehen.
Die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten aber auch bei uns zeigen leider nur allzu deutlich, wie wichtig diese Beschäftigung mit der Vergangenheit ist, wie wachsam wir auch heute sein und bleiben müssen. Der differenzierte und wissende Umgang mit (unserer) Geschichte ist wohl auch eine Voraussetzung Lösungen für die Konflikte der Gegenwart zu finden.
Markus Tobischek