Keim-Inside

Eine kurze Geschichte der Keimgasse

Wir hatten Glück, dass damals gegen Ende des 19. Jahrhunderts Mödling deutlich wuchs und bald Bedarf an entsprechenden Bildungsmöglichkeiten für die Jugend aufkam. Denn im Jahr 1895 erwirkte Josef Schöffel als Oberkurator der Mödlinger Sparkasse die Freigabe der für den Bau einer Mittelschule benötigten Mittel (jetzige Keimgasse). Bereits zwei Jahre später wurde der Schulbetrieb mit 56 Schülern aufgenommen. Mit Beginn des Schuljahres 1900/1901 wurde ein Obergymnasium eingerichtet, und im Jahr 1904 die erste Matura abgehalten. Schließlich wurde die Anstalt 1909/1910 auf ein achtklassiges Realgymnasium umgestellt.

Doch bald tauchte ein großes Hindernis für unsere Schule auf, denn während des Ersten Weltkriegs verlor die Schule einen großen Teil des  Lehrkörpers und in der wirtschaftlich schweren Zeit nach dessen Ende ging die Schule im Jahr 1921 in die Verwaltung des Bundes über, nachdem sie seit 1902 vom Land Niederösterreich erhalten wurde. Eine Unterrichtsreform wurde durch den Anschluss Österreichs im Jahr 1938 abgebrochen und die Schule in „Staatliche Oberschule für Jungen in Wien-Mödling“ umbenannt. Durch Einberufungen zum Militär während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stundenzahl vieler Fächer reduziert, einzelne Fächer fielen ganz aus. Außerdem verlor die Schule alle jüdischen Lehrer wie auch Schüler, sie waren nicht mehr erwünscht. Einer der ersten Schritte des Ausschlusses der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben – es sollten noch dramatischere folgen.

In dieser Zeit wurde der Direktor abgesetzt und die 1.-5. Klassen wurden in das Kinderverschickungslager „Stola“ in der Slowakei verlegt. Während der Besatzungszeit nach Kriegsende wurde das (zum Glück oder auch nicht 🙂 unversehrte Schulgebäude beschlagnahmt und das nunmehrige „Bundesrealgymnasium Wien 24 – Mödling“ mehrfach umgesiedelt.

Ab 1954 hieß die Schule „Bundesrealgymnasium Mödling“, bis 1957/1958 wieder ein rein humanistischer Zweig eingeführt wurde. Seitdem trägt sie die noch heute gültige Bezeichnung „Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium“. In den 20 Jahren nach Ende der Besatzung wurde die Schule mehrfach vergrößert. 1976/1977 wurde in Perchtoldsdorf eine Expositur eröffnet, die sich bald zu einer eigenen Schule entwickelte. Steigende Schülerzahlen erforderten im Jahr 1978 das ehemalige Mädchengymnasium in der Eisentorgasse bis zu Beginn der 1990er Jahre provisorisch mitzubenützen. Entspannung brachte neben sinkenden Geburtenzahlen vor allem die Eröffnung der inzwischen ebenfalls eigenständigen Expositur namens „Oberstufenrealgymnasium für Leistungssportler“ in Maria Enzersdorf im Schuljahr 1985/1986, deren Angebot ab 1990/1991 um das „Realgymnasium mit sportlichem Schwerpunkt“ erweitert wurde. Seit 1988/1989 wird an der Schule der Schulversuch „Gymnasium mit Schwerpunkt Informatik“ durchgeführt, um den Schülern auch Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen. Mit Einführung von Notebookklassen bereits im Jahr 2000 wurde diese Ausrichtung weiter fokussiert. Seit dem Schuljahr 2008/2009 gibt es für besonders begabte Kinder die Möglichkeit in den sogenannten Modellklassen, die Unterstufe in nur drei (anstatt normalerweise vier) Jahren zu absolvieren, weiterhin können in der Oberstufe ab der 10. Schulstufe sogenannte Pluskurse gewählt werden, die einen großen Teil des Stundenplans dieser Modellklassen ausmachen.

Dieses Jahr feiern wir übrigens das 120 Jubiläum unserer geliebten oder auch nicht so geliebten Keimgasse 🙂

Angeblich soll auch bald der aus unserer Sicht dringend nötige Um- und Zubau erfolgen (s. Titelbild). Ob wir das noch als Schüler miterleben?

Bildergebnis für keimgasse mödling
Das altehrwürdige Gebäude, wie man es kennt

Ein Beitrag von Felix Friedl

Copyright des Titelbildes: Architekt Andreas Treusch

Quellen: Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum der Keimgasse und Wikipedia 

Ich bin Felix
One Comment
  • Felix Friedl
    1 April 2019 at 14:21

    Hallo,dieser Artikel ist sehr gut gelungen.Ehr sollde weken ter kuten Rechtsreibunk echt einen Preis bekommen???

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