Mauthausen. Im 2. Weltkrieg das größte Konzentrationslager auf österreichischem Gebiet. Ein Ort, an dem Tausende von Leuten ihr Leben verloren. Aus diesem Grund ist Mauthausen mittlerweile auch eine Gedenkstätte und es steht jedem frei, sie zu besuchen und sich daran zu erinnern, dass so etwas wie der 2. Weltkrieg, die Verfolgung und Vernichtung der Juden, der Holocaust, und das Töten jeglicher Feinde nie wieder passieren darf. Genau das taten wir, Schüler der Klassen 4B & 4E, im Mai 2022 unter der fachkundigen Leitung von Prof. Tobischek und Prof. Kaiser.
Während sich der Bus nach der zweistündigen Fahrt die Auffahrt hinauf quälte, konnten wir schon einen ersten Blick auf das ehemalige KZ werfen. Wenn man nur schnell hinschaut, könnte man meinen, es mit einer Burg zu tun zu haben. Auf den zweiten Blick hingegen kann man den Rauchfang des Krematoriums erkennen. Nach dem Aussteigen fanden wir uns auf dem Hügel, auf dem auch die Hauptgebäude des KZ standen, wieder und konnten auf den damaligen Fußballplatz der SS-Wachmannschaft hinabblicken. Vor dem Platz stand eine einzelne Weide. Unter ihren ausladenden Ästen konnte man auch eine Gedenktafel entdecken. Gleich daneben befand sich eine riesige Grünfläche. Dort standen früher Baracken für die Häftlinge, die so krank waren, dass ihnen eine Flucht unmöglich gewesen wäre.
Als wir schließlich weiter gingen, stießen wir auf den Platz, auf dem sich früher die SS-Baracken befanden. Heute ist an dieser Stelle eine Vielzahl an Denkmälern zu finden. Von dort aus konnten wir auch die sogenannte Todesstiege sehen. Sie war um einiges imposanter und furchteinflößender als auf den Fotos, die wir bisher gesehen hatten. Auf unserem weiteren Weg gelangten wir schließlich zu einem Kinder- und Jugenddenkmal. Es war nicht das größte der Denkmäler, aber für mich trotzdem das eindrucksvollste, da es die Trostlosigkeit des Krieges am besten widerspiegelte.
Durch das Eingangstor gelangten wir zum Appellplatz. Die Duschräume, die wir uns als erstes anschauten, erreichten wir über eine in die Tiefe führende Treppe. Einer der ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, war, dass sie genauso aussahen, wie die Gaskammern, die man von den Bildern kannte. Plötzlich erschien die Kühle, die vorher noch angenehm war, als zu kalt und eisig. Unter uns machte sich Erleichterung breit, als wir wieder an der frischen Luft waren, lange währte diese jedoch nicht, da unser nächstes Ziel die Häftlingsbaracken waren. Ausgelegt waren die Baracken für 600 Menschen, da das oft nicht eingehalten wurde, befanden sich teilweise bis zu 2.000 Menschen in einer Baracke auf kleinstem Raum zusammengepfercht (zur Veranschaulichung: 2.000 Menschen sind alle Schüler und Lehrer der Keimgasse mal zwei). Allein der Gedanke war schrecklich. Weiter gelangten wir dann über den Appellplatz zu einem der Hauptgebäude, in dessen Keller eine Ausstellung Platz gefunden hat. In den Glasvitrinen befinden sich diverse Dokumente mit den angeblichen Todesursachen der Gefangenen sowie auch Bilder, die nach der Befreiung durch die Alliierten gemacht worden waren. Die Tür am Ende der Ausstellung leitete uns zu den Öfen des Krematoriums. Die Wände waren bedeckt von Gedenktafeln und Bildern der Toten. Eine der Tafeln ist mir besonders aufgefallen, und zwar nicht, weil sie größer oder kleiner als die anderen war, sondern wegen des Textes, es waren die ersten drei Zeilen von „Über den weißen Weiher“ von Georg Trakl:
Über den weißen Weiher
Sind die wilden Vögel fortgezogen.
Am Abend weht von unseren Sternen ein eisiger Wind.
Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Sinn machte es, dass die Verwandten dieses Verstorbenen genau diese Zeilen ausgewählt hatten.
Als ich mich schließlich von der Tafel losreißen konnte, waren wir auch schon beim Raum der Namen angelangt. In dem leicht abgedunkelten Raum befinden sich auf etwa hüfthohen horizontalen Glasplatten die tausenden Namen der ermordeten Gefangenen. Zwischen den Platten schlängelten sich schmale Wege zum gegenüberliegenden Ausgang. Immer wieder standen am Rand solcher Wege Gedenkbücher, in denen nach den Namen der Toten gesucht werden konnte. In diesem Raum verbrachten wir deutlich mehr Zeit als in allen anderen. Vor allem deshalb mussten wir uns ein wenig beeilen, um zum Bus zu kommen und konnten so nicht noch mehr Eindrücke sammeln.
Trotzdem wurde uns an dem Tag nochmal vor Augen geführt, dass so etwas wie damals nie wieder passieren darf.
So bedrückend solche Ausflüge grundsätzlich sind, ist es für uns als Lehrer gleichzeitig doch auch sehr erfreulich zu sehen, wie interessiert unsere Schüler*innen an Themen wie etwa dem Holocaust sind. Und wie vorbildlich sie sich an einem Gedenkort wie Mauthausen benehmen – oft auch gerade die sonst nicht so „Braven“. Nochmals ein großes Danke an euch. Markus Tobischek