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Eat the rich? (literally)

Ich habe mir vor kurzer Zeit den Film „Saltburn“ von Emerald Fennell angeschaut. Seitdem ist er mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen, weil er mich durch seine Vielfältigkeit fasziniert hat und deshalb musste ich unbedingt diese Filmkritik oder eher -empfehlung schreiben.

!!Gleich mal als Vorwarnung. Der Film ist FSK 16 und hat viele sexuell explizite Szenen!!

Ich habe den Film überhaupt erst angeschaut, weil mich der Trailer neugierig gemacht hat. Der Trailer ist sehr lustig und der Film wirkt dort einfach wie eine Komödie oder sogar eine schwule Romanze, mit einem leichten Thriller-Unterton. Der echte Film war dann… ziemlich anders.

Der Film handelt von dem eher armen Studenten Oliver, kurz Olli (Barry Keoghan) genannt, der in seinem College auf den reichen, exzentrischen Felix (Jacob Elordi) trifft. Die beiden freunden sich ziemlich schnell an und Felix ladet schließlich Olli in das riesige, prunkvolle Haus seiner Familie ein, nach Saltburn.

Olli kommt also nach Saltburn und trifft die Familie:

  1. Elspeth, Felix Mutter: Sie ist unglaublich witzig und bringt einen extrem trockenen Humor in den Film hinein. Sie ist glamourös, charismatisch und extrem passiv aggressiv.
  2. Venetia, Felix Schwester: Sie ist die perfekte Verkörperung des „Party Lifestyle“. Sie versucht elegant zu sein, geordnet und strukturiert, aber ihr Verhalten, ihre Kleidung und auch ihr Makeup, zeigen ihren Hang zum Chaos und als Folge auch ihre mentalen Probleme.
  3. Sir James, Felix Vater: Sir James ist kein besonders wichtig Charakter. Er trägt aber sehr zur Komik des Filmes bei, einfach durch seine Präsenz, seine lächerlichen Aussagen und seine Kindlichkeit.
  4. Farleigh, Felix Cousin: Farleigh ist ein besonders interessanter Charakter. Er gehört zwar technisch zur Familie, wird aber teilweise ausgeschlossen und anders behandelt, aufgrund seiner Hautfarbe. Er ist Olli in vielen Bereichen ähnlich unter anderem in finanziellen Angelegenheiten und hat außer seiner Arroganz wenig mit der Familie gemeinsam.
  5. Pamela, Freundin von Elspeth: Pamela wird im Film von Elspeth und sogar in den Credits als „Poor dear Pamela“ betitelt, was viel über deren Freundschaft und Elspeths Meinung über sie sagt. Sie ist sehr anhänglich und nervig, und es wird im Film klar, dass Elspeth keine Lust mehr auf sie hat.

Der Film hat zwar einen lustigen Unterton, aber es stellt sich bald heraus, dass der Film doch primär ein Thriller ist. Denn Oliver beginnt einen Pfahl zwischen die Familienmitglieder zu treiben und bringt schließlich Felix, seinen „Freund“, um. Anschließend verhilft er Venetia zum Selbstmord. Auch Sir James stirbt und Elspeth, Felix‘ Mutter, bringt er ebenfalls um. Überraschung!

Was mir besonders an dem Film gefällt, ist, dass er so extrem facettenreich ist. Ich dachte am Anfang, dass es eine Geschichte über unterschiedliche Bevölkerungsschichten ist und eine Kritik an der Oberflächlichkeit reicher Leute. Eine Art Film mit dem Motto „Eat the rich“, der einen armen Studenten zeigt, der sich gegen eingebildete, wohlhabende Menschen auflehnt. Jedoch wird später in dem Film gezeigt, dass diese Interpretation nicht ganz stimmt. Oliver ist, wie sich im Film hinausstellt, gar nicht arm, sondern stammt selbst aus einer wohlhabenden Familie. Das heißt. seine Aktionen waren gar nicht von Gier motiviert, sondern von etwas anderem. Ein Zitat aus dem Film stellt das ganz gut dar:

“ I don’t think you’re a spider, you’re a moth. Quiet, harmless, drawn to shiny things, banging up against a window, and begging to get in.“

Dieses Zitat beschreibt Olivers Motivationen sehr gut. Er will nicht gegen die Reichen, die Elite, vorgehen, sondern er will ein Teil von ihnen sein. Er fühlt sich zu dieser Welt das Glamours und der Herrlichkeit hingezogen und deshalb tötet er auch die reiche Familie. In dem er sie tötet übernimmt er die Kontrolle über diese reichen Menschen und fühlt sich als Anführer dieser Hierarchie. Er fühlt sich allmächtig.

Ich finde es auch sehr interessant, wie diese homoerotische Freundschaft zwischen Felix und Oliver sehr stark dazu verwendet wird, der Geschichte auch noch einen sexuellen Aspekt zu geben. Auch die sexuellen Beziehungen zwischen anderen Charakteren tragen zu diesem spannenden, mitreißenden und sexy Film bei. Der Film deutet sogar Inzest zwischen gewissen Charakteren an, was grundsätzlich auch sehr gut in diese gehobene englische Schicht hineinpasst, in der wir oft ein fast schon inzestuös wirkendes Verhalten sehen können.

Der Film ist neben dem Ansprechen der Sinne durch Ästhetik, bunte Outfits und wundervolle Musik, auch voller Symbolik und „foreshadowing“, er lässt also einiges vorausahnen. Zum Beispiel erzählt Venetia während des Frühstücks die Geschichte des Poeten Percy Bysshe Shelley und seines Doppelgängers. (Anscheinend winkte sein Haushälter einer Person, die genau so aussah wie er, durch ein Fenster zu. Jedoch fand dieser heraus, dass der Poet gerade in einem anderen Land war und kurz darauf ertrank.) Während sie diese Geschichte erzählt, rennt im Hintergrund Felix Doppelgänger herum, was seinen Tod vorausahnen lässt. Es gibt auch Hinweise, die auf Venetias Tod hinweisen. In einer Szene schenkt sie sich Rotwein ein, der dann überschwappt und das Blut symbolisiert, das später aus der Badewanne überschwappt.

Der Film hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich würde ihn auf jeden Fall anderen Menschen, besonders anderen Jugendlichen, empfehlen, weil es einfach ein spaßiger und mitreißender Film ist.

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