Keim-Inside

Die Kommission zieht dir die Haut ab!

Ein Rückblick auf das ganze Tamtam rund um die VWA

{Dieser Text wurde von Susi knapp nach ihrer VWA verfasst. Mittlerweile ist sie mit Auszeichnung gereift und wir hoffen immer noch, dass sie uns den ein oder anderen Gastbeitrag von der Welt da draußen zukommen lassen wird.}

„Schock mir die zukünftigen VWA-Schüler nicht zu sehr“, sagt der Herr Professor. Alles klar, dann eben nicht – ich bin heute ohnehin gut gelaunt, immerhin wurde gestern beschlossen, dass auch ich zu einem ganzen Drittel reif bin.

Mit anderen Worten: Ich habe meine VWA, den ersten Teil meiner Matura, erfolgreich geschrieben, präsentiert und dann noch ein paar (gar nicht zu böse) Fragen dazu beantwortet. Es war halt eigentlich echt nicht schlimm. Also wirklich gar nicht.

Klar, man ist nervös. Man hat ein viel zu warmes Kleid an. Oma ist aufgestanden, um ein Frühstück zu machen, obwohl man eigentlich nichts essen will. Papa will unbedingt ein Foto mit der Spiegelreflex und als alle positioniert sind, bemerkt er, dass er vergessen hat, die Kamera aufzuladen. Dann fährt man zwei Stunden zu früh in die Schule, um am Gang auf und abzugehen und den Präsentationstext leise vor sich hinzumurmeln. An die paar Unterstufenschülerinnen, die dabei verschreckt an mir vorbeigelaufen sind: Ich bin eigentlich normal.

Wenn man dann wie ich auch noch Haare hat, die gut aufs Woodstock-Festival aber weniger gut vor eine Maturakommission passen, kommt der Faktor des Alle-Fünf-Minuten-In-Haarspray-Badens dazu. Gesamteindruck der Klasse: Einige schauen sehr schick aus, viele eher wie Praktikantinnen bei der Raiffeisen-Bank. Ich gehöre zu letzteren, nur die hohen Schuhe fehlen, die ich nicht anhabe, weil meine Knie zittern.

Spätestens als die ersten zu präsentieren beginnen, ist aber plötzlich alles sehr ruhig. Ich darf vorher in den Raum und probiere 27 Mal, ob der Presenter funktioniert. Dann geht die Tür auf, Menschen kommen herein, setzen sich hin. „Sehr geehrte Kommission, sehr geehrtes Publikum“. Es geht los. Man redet, man hört auf, bedankt sich, freut sich über das Sicherheits-spendende Lächeln der KV. Dann kommen die Fragen, man antwortet, das war‘s. In einer Zeit, in der die durchschnittliche Maturantin gerade mal ihr Abstract vorlesen kann, hat man die Arbeit zusammengefasst und nochmal besprochen. Am Ende des Präsentations-Blocks (bestehend aus sechs Menschen) wartet man etwa zwanzig Minuten auf die Ergebnisse. In dieser Zeit macht man sich gegenseitig die obligatorische Panik, hyperventiliert ein bisschen und überlegt sich, was man macht, sollte man durch die Matura fallen. Dann wird man in den Präsentations-Raum zurückgeholt, stellt sich der Reihe nach auf, erfährt die Noten, schüttelt ein paar gratulierende Hände. Wir sind ein Stück reifer. Was vor einem Jahr noch wie ein einschüchternder, großer Schritt gewirkt hat, fühlt sich jetzt eigentlich sehr gut an, sehr passend. Nur mein Kleid fühlt sich nicht so gut an, es ist lang und schwarz und draußen hat es 26 Grad.

Wie auch immer.

Ich habe jetzt schon das Bedürfnis, der Nachwelt (also allen, für die die Matura noch in zumindest 365-Tage-entfernter Zukunft liegt) etwas mitzugeben.

Je näher man der VWA kommt, desto mehr an Gruselgeschichten hört man. „Wenn du länger als 5 Minuten redest, wird die Präsentation abgebrochen und die Kommission zieht dir die Haut ab.“ „Wenn deine Power Point mehr als drei Folien hat, frisst dich der Vorsitzende auf.“

Am Wochenende vor unseren Präsentationen ist dann plötzlich das Gerücht aufgetaucht, man brauche Handouts. Spoiler: Man braucht keine Handouts.

Im Endeffekt ist die VWA (so wie das Meiste an der Matura) eigentlich sehr entspannt, wenn du auf die Dinge hörst, die Klassenvorstände ihren Schülern wahrscheinlich schon seit Generationen sagen – fang rechtzeitig an, sei nett zu deinem Betreuer, mach nichts Illegales. Das klingt nicht immer verlockend, ist in Bezug auf den Schulabschluss aber ganz einfach verdammt nervenschonend. Außerdem stehen die Chancen hoch, dass du, wenn du der Arbeit zumindest ein paar Tage im Sommer widmest, dir diese freien Tage in den Herbst- und Weihnachtsferien zurückholen kannst. Und das wird zwischen all den Schularbeiten und der Maturavorbereitung echt guttun.

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