Gastbeitrag

Eine ungewisse Zugfahrt – Exkursion nach Auschwitz

Ein Gastbeitrag von Lisa Sippl und Lara Schulze, 7A

8:00 Uhr Hauptbahnhof – noch vor 80 Jahren wäre man nicht mit so einem Gefühl in den Zug gestiegen wie wir, 10 Schülerinnen und Schüler der 7A. Jedoch kann man es alles andere als unbeschwert bezeichnen. Voller Aufregung und Anspannung saßen wir also im Zug, uns erwartete eine 5-stündige Fahrt nach Oswiecim. Den meisten von euch sagt dieser polnische Name wahrscheinlich nichts. Das kleine polnische Dörfchen kennen wir meist nur unter dem Schreckensnamen „Auschwitz“ – ein Ort, der den Holocaust geprägt hat. 

13:00 Uhr. Wir steigen aus dem Zug aus und das Erste, was wir erblicken, ist ein Schild mit der Aufschrift „Oswiecim“. Wenn man weiter um sich blickt, wirkt es, als ob hier nicht mehr viele Menschen leben, denn einer der Bahnsteige wurde bereits von der Natur zurückerobert. 

Angekommen in der Unterkunft lernen wir unseren Rezeptionisten kennen, eine Gestalt, die der des Gru aus „Ich, einfach unverbesserlich“ ähnelt. Viel Zeit hatten wir nicht, denn eine Fremdenführerin erwartete uns bereits im Stammlager.   

Der Eingang ins Stammlager mit dem berüchtigten, die Gefangenen verhöhnenden Spruch: „Arbeit macht frei“.

Man konnte sich schon  vorstellen, was uns erwartete: Doch obwohl wir während der vierstündigen Führung sehr viele Informationen über Auschwitz erhielten, konnten wir trotzdem nicht wirklich begreifen, wie es damals tatsächlich war. Wir sahen Schuhe, Haare, Kleidung und Koffer der ermordeten Insassen. Man hat jedoch schnell vergessen, dass sie genauso Menschen waren wie du und ich. Der letzte Block, den wir am Ende unserer Führung besuchten, war dem jüdischen Leben gewidmet, was uns gezeigt hat, dass diese unschuldigen Menschen ganz normal lebten bis zu diesem Schicksalsschlag.   

Am nächsten Tag stand Auschwitz-Birkenau am Programm. Über 40 Quadratkilometer erstreckten sich unzählige Baracken, in denen früher unter unmenschlichsten Bedingungen Menschen leben mussten. In einer einzigen dieser Baracken wäre „Platz“ für alle Schüler der Keimgasse gewesen, was für uns unvorstellbar war. Im Gegensatz zum Stammlager Auschwitz I konnte man sich hier die Dinge, die geschehen waren,  besser ausmalen, auch wenn es noch immer wie ein schlechter Horrorfilm schien.

Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in seinen unfassbaren Dimensionen.

 

Um von all dem Elend wegzukommen, das uns gezeigt wurde, sind wir für einen Tag nach Krakau gefahren. Dort haben wir das polnische Leben erkundet, einen Einblick in das offensichtlich nicht unangenehme Studentenleben bekommen, die polnische Küche verkostet und sehr viel Sightseeing in der Altstadt unternommen.  

Wir 10 im Innenhof der schon 1364 gegründeten Kra-kauer Universität – begleitet von unserer GSP-Lehrerin Prof. Hillebrand, unserem KV Prof. Lichtenegger & Prof. Tobischek, der die Reise organisiert hat.

Der letzte Tag unseres  viertägigen Aufenthalts war der Vertiefung des Themas gewidmet. Wir haben im Archiv alte Dokumente der SS-Leute unter die Lupe genommen und versucht zu verstehen, wie normale  Menschen zu solchen Verbrechen fähig sein können. Sehr interessant war auch das Kunstarchiv, das ebenfalls für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Hier konnte man sehen, wie (überlebens-)wichtig es den zu Nummern degradierten Häftlingen war, ihre Identität zu bewahren.   

Dieses gewissermaßen „doppelte“ Selbstporträt von Peter Edel zeigt, wie sehr er damit kämpfte, seine frühere Identität mit seinem Dasein als Häftling in Einklang zu bringen. „Wer ist da?“ fragt sein altes Ich.

In unserem letzten Workshop haben wir uns intensiv mit der Ausrottung der Roma und Sinti beschäftigt, die auch sehr viele Österreicher betraf. 

Trotz der schrecklichen Geschichte dieses Ortes konnten unsere Lehrer uns helfen, in der Freizeit die geschilderten Untaten etwas zu verdrängen und an andere Dinge zu denken. Man darf nicht vergessen, dass wir junge Menschen sind und das Gedenken an Orten wie diesem wichtig ist, um eine Wiederholung solcher Ereignisse zu vermeiden. Die Leiterin unserer Krakau-Führung gab uns mit auf den Weg, dass es wichtig ist, nicht nur Leuten zu folgen, sondern auch selbst zu denken. 

Das wollen wir tun. Und an euch weitergeben. 

Lara & Lisa

Nachsatz:

Als Organisator dieser Reise möchte ich mich, liebe Mitreisende, bei euch bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass Schüler sich an solch einen Ort begeben, anstatt vier freie Tage zu verbringen. Danke für eure Aufmerksamkeit, eure Fragen, eure Einfühlsamkeit. Zu Recht haben alle Guides eure Haltung gelobt. Danke auch für euer vorbildliches Benehmen. Und nicht zuletzt auch für den als Ausgleich dringend notwendigen Spaß, den wir miteinander hatten. Ihr wart/seid vorbildlich.

Danke, Markus Tobischek

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