Anime kommt ursprünglich aus Japan, der Name ist eine Kurzform des Wortes アニメーション („animeshon“), welches sich aus dem Englischen („animation“) ableitet. Im Vergleich zu Mangas, den berühmten japanischen Comics, die von rechts nach links gelesen werden, handelt es sich bei Animes schlicht und einfach um japanische Zeichentrickfilme und -serien, häufig Manga-Verfilmungen. Bereits in den 1960er-Jahren schaffte dieses Genre den Sprung in den deutschen Sprachraum. Bekannte Animes sind beispielsweise „Death Note“, „Tokyo Ghoul“, „Attack on Titan“ und „Elfenlied“, aber auch „Dragon Ball“, „Pokemon“ und sogar „Heidi“ zählen dazu. Obwohl bei uns die Serienform wohl weiter verbreitet ist, gibt es auch viele Anime-Filme, wie beispielsweise „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Ghost in the Shell“ (dessen Neuadaption erst 2017 mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle in die Kinos kam). Obwohl der Zeichentrick viele von uns automatisch dazu verleitet, zu denken, alle Animes seien für Kinder, sind viele von ihnen aufgrund ungeeigneter Inhalte auf keinen Fall für Publikum unter zwölf Jahren geeignet. Immerhin sind hier, wie auch bei nicht-animierten Filmen und Serien, alle Kategorien, von Comedy („Dragon Ball Z“) bis Horror („Tokyo Ghoul“), vertreten. Der Unterschied zu Zeichentrickproduktionen aus beispielsweise Amerika besteht vor allem im Aussehen der dargestellten Menschen. Typisch hierbei sind, vor allem bei weiblichen Charakteren und Kindern, die überdimensional großen Augen, kleine Nasen und Münder und ausgefallene Haarfarben, während Männer (besonders „Bösewichte“) teilweise mit kleineren Augen, groben Gesichtszügen und viel Muskelmasse dargestellt werden. Außerdem tauchen in vielen Animes auch unrealistische, auf unerklärliche Weise der Physik trotzende Frisuren auf.
Anime verzeichnet mittlerweile, besonders, seit immer mehr der Produktionen ins Deutsche übersetzt oder mit Untertiteln versehen werden, auch in unseren Breiten eine große Fangruppe, vor allem unter jungen Menschen. Einige von ihnen mögen schlicht die Optik der Figuren, andere sind eher an komplizierten Geschichten und verstrickten Handlungen, wie sie bei vielen Animes vorhanden sind, interessiert. Viele der Fans sind der Meinung, man könne durch Animes noch besser der Realität entfliehen als durch „normale“ Serien, da man durch sie in eine vollkommen andere Welt eintauche. Dennoch sind die Charaktere in den meisten Animes in ihren Handlungen und Gefühlen sehr gut nachvollziehbar konstruiert, sodass die Fans sich in sie hineinversetzen und dadurch auch stärker mit der Handlung mitfiebern können. Teilweise haben die Anime-Figuren einen aus unserer Sicht als Europäer eher schrägen Humor, der allerdings ebenfalls die meisten Fans begeistert. Ein weiterer Vorteil von Animes ist, dass der Zeichentrick einigen Dingen eben doch den Schrecken nimmt: Obwohl die Serien (besonders Horror- oder Dark-Fantasy-Animes) teilweise brutale oder blutige Szenen enthalten, finden viele Menschen, die in diesem Bereich ansonsten eher zart besaitet sind, solche Darstellungen in animierter Form weniger furchteinflößend und können trotzdem Gefallen an dem jeweiligen Anime finden. Zuletzt schwören manche Zuschauer darauf, durch japanische Animes mit deutschen Untertiteln mittlerweile sogar ein wenig Japanisch gelernt zu haben.
Neben der vielen Fans hat Anime auf der anderen Seite aber auch viele Kritiker und Hater. Viele von ihnen können beim Anblick der großen Kulleraugen und kantigen Gesichter nur die Augen verdrehen, manche von ihnen stören sich an der teils aus wenigen Bildern bestehenden und dadurch abgehackten Animation, anderen wiederum sind schlicht und einfach die Handlungen suspekt. Darüber hinaus ist das Klischee vorherrschend, dass in Animes oft Frauen nur auf ihren Körper reduziert werden. Die meisten Anime-Fans können darüber nur seufzen. Es gibt zwar einige Serien, auf die dieses Vorurteil zutrifft (tatsächlich gibt es sogar das Anime-Genre „Hentai“, welches sich nur auf Erotik beschränkt), allerdings sind diese bei Weitem nicht maßgebend und größtenteils selbst den Anime-Verfechtern zu suspekt. Viele von ihnen finden es schade, dass nur aufgrund dieser wenigen Ausnahmen das gesamte Genre in ein schlechtes Licht gerückt wird. Schließlich muss immer bedacht werden, dass es auch genug nicht-animierte Serien oder Filme gibt, in denen Frauen genauso herabgewürdigt werden, wegen derer aber dennoch niemand behauptet, dies träfe auf alle nicht-animierten Filme oder Serien zu. Kurzum, Anime ist bei näherer Betrachtung viel komplexer und vielschichtiger, als die meisten Menschen glauben. Um es mit den Worten eines Fans auszudrücken: „Jeder, der Animes nicht mag, hat noch nie einen gesehen.“
Hallo Annika,
schöner Beitrag, gut formuliert! Meine Tochter derzeit 4.Kl. Keimgasse ist Anime/Manga Fan, macht auch Cosplay und geht auf AniNites (2020 Vösendorf leider abgesagt). Leider sind Gleichgesinnte schwer zu finden.
Gibt es in der Keimgasse oder im Bezirk Mödling so eine Art Anime Fanclub oder Treffen bzw. könnte man mal sowas organisieren? Hast du da Kontakte?
LG
Elke Mayer