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Baum fällt!

Morgens beim Aufstehen ist es schon fast hell, abends beim Raus-Gehen beinahe noch warm. Langsam realisieren um mich viele, dass ein Lernplan eine gute Idee und ein Schokoosterhase keine vollständige Mahlzeit ist. Was sagt uns das? Ganz genau, es ist Frühling, mittlerweile so richtig.

Aber hallo erstmal und danke fürs Vorbeischauen!

Wie die Krokusse und Gänseblümchen in meinem Garten, in dem ich diesen Texte – dem Wetter sei Dank – schreibe, ist auch unsere Seite im Wachsen und Aufblühen. Ich hoffe, für diesen Vergleich bekomme ich jetzt ein Plus in Deutsch. Aber ehrlich, wir freuen uns sehr, über die Vielfalt an Texten, die sich her mittlerweile finden lässt, und auch über die Menge der Leser und der Rückmeldungen, die wir immer wieder erhalten. Nun stellt sich uns aber eine nicht gerade unwichtige Frage, zu deren Beantwortung wir euch um Rat bitten.

Mit diesem Cliffhanger nun zurück zum Frühling und in den Garten:

Gestern hatte ich eine Kettensäge in der Hand. 

Im oberösterreichischen Gaspoltshofen – dem dreitausend-Einwohner-großen Ort, aus dem ich ursprünglich stamme – ist das Bäumefällen eine Art Mischung aus Reifeprüfung und verspäteter Bar Mizwa: Wer seinen ersten Baum erfolgreich fällt und das Holz anschließend fachgerecht zerkleinert, gilt als erwachsener Mann. Richtig – als erwachsener Mann, weil dieses Ritual eigentlich den jungen Burschen vorbehalten ist. Nun wollte es der Zufall aber so, dass die Anzahl der männlichen Erben in meiner Familie begrenzt ist und es über kurz oder lang dazu kam, dass ich gestern unter Anweisung meines Vaters und einiger sehr bärtiger Onkel trotz meiner Weiblichkeit eine Motorsäge in der Hand gehalten und einige Buchen umgeschnitten habe. Danach wurde mir fleißig auf die Schulter geklopft und versichert, dass ich jetzt bereit sei, im familiären Wald für Disziplin zu sorgen.

Auch wenn einige bärtige Onkel ursprünglich die Nase gerümpft und sich beschwert haben, dass man doch einfach bitte warten solle, bis mein Bruder das Baumfäll-taugliche Alter erreiche, waren am Ende des Tages alle überzeugt und zufrieden.

Aber auch ein Bundesland und wohl einige tausend Bäume weiter, im schönen Mödling, besteht die Frage möglicher Unterschiede in der Behandlung von Männern und Frauen. Klassischerweise – und an dieser Stelle löse ich meinen Cliffhanger auf – in Bezug auf die Gender-Thematik.

Ich weiß – oh Gott.

Ich wäre hiermit also bei dem einen Thema angekommen, das den Grad meiner Sympathie für den Rest meiner Schülerzeitungszeit festlegen könnte. Bin ich sexistische Faschistin oder doch eher aggressive Feministin? Seit damals, in den guten alten 2000ern, irgendwann das Binnen-I als siebenundzwanzigster Buchstabe unseres Alphabets aufgetaucht ist, steht jeder zu schreibende Text immer unter dem prüfenden Auge der Gleichberechtigung und dem Verdacht, jemanden zu benachteiligen.

Deswegen stehen auch wir von der Schülerzeitung vor der Frage: Wie behandeln wir Schrägstriche, Artikel und Wortenden? Wie gehen wir sprachlich mit unseren Lesern und -innen um? Gendern wir?

Wenn ich mich unter den Redigierenden (ich präsentiere: die geschlechtsneutrale Variante) der Schülerzeitung umschaue, sehe ich da zu einem großen Teil Mädchen. Wenn ich in unser aller Namen schreibe – sind wir deswegen die Redakteurinnen? Und wenn ich das so sage, wundern sich nicht die vier oder fünf Burschen, ob ich sie vergessen habe? Wecke ich die schulisch bereits aufgestauten Aggressionen unserer Leser und -innen, verschwende ich ihre Zeit, wenn nach jeder männlichen eine weibliche Form steht?

Aber wenn wir das Ganze mit dem Gendern einfach ignorieren – bin ich dann Chefredakteur? Oder ist der Herr Professor dann unsere Lehrerin?

 

Und bevor du dir jetzt denkst, oder mir sagst, ist doch egal, möchte ich auch noch fragen:

Wenn wir von unseren „Redakteuren“ sprächen, würde das nicht ein bisschen so wirken, als wären wir eine reine Burschenpartie?

Würden wir nur über „Lehrer“ erzählen, würden wir dann von der Bedeutung her nicht den halben Lehrkörper unserer Schule auslassen?

Meinen bärtigen Onkeln aus Oberösterreich war auf einer rationalen Ebene wohl durchaus klar, dass ein Mädchen einen Baum umschneiden kann. Aber wirklich geglaubt haben sie es erst, als sie es mit eigenen Augen gesehen haben.

Auch wenn uns allen mittlerweile auf einer rationalen Ebene schon bewusst sein dürfte, dass Frauen heutzutage so ziemlich alles tun und schaffen können, brauchen auch wir doch immer wieder einen Beweis, oder zumindest eine Erinnerung. Kann diese Erinnerung nicht manchmal einfach ein Wort mit einem I und einem N hinten dran sein?

Ich persönlich plädiere durchaus auf die Redakteurinnen und Redakteure, die Lehrer und Lehrerinnen, die Schülerinnen und Schüler. Wem das zu anstrengend zu lesen oder zu schreiben ist, könnte die Augen-, beziehungsweise Fingergymnastik meiner Meinung nach ganz gut gebrauchen?

Aber was sagst du?

Wir freuen uns über Meinungen und wünschen einen schönen April!

Man liest sich,

SuSa


Redaktionelle Anmerkung:

Ratet mal, wie viele Bilder von Holzfällerinnen ich auf den Bilddatenbanken, von denen der Großteil der (lizenzfreien) Bilder für unsere Beiträge stammt, gefunden habe! Richtig: Null. Wenn man auf der Google-Bilder-Suche „Holzfällerin“ eingibt, kommt als erstes Bild dieses:Alles klar?

Markus Tobischek

 

 

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