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Gefühle

von Lilli Schwaiger

Ich bin eine künstliche Intelligenz, mein Name ist Adam. A wie Modell A. Meine Erfinder bauten mich mit dem Grund, Kriminelle und Verräter zu fangen und zu töten. Deshalb habe ich keine Gefühle. Dachte ich zumindest.

Wie jeden Tag stand ich früh auf. Obwohl ich eine Art „Roboter“ war, brauchte ich Schlaf, um mich zu regenerieren.

Da ich erwachsen war, hatte ich einen Job wie jeder andere auch. Meine Aufgabe war es, Verbrecher zu fangen. Die Strafe für jeden richtete sich nach seinem Vergehen. An diesem Tag hatte ich nicht viel zu tun. Um die Gesuchten zu finden, bekam ich Daten von ihnen zugeschickt. Diese lud ich dann in einen eingebauten Speicher, wo bei Menschen das Gehirn ist. Die Strafe stand immer dabei. Nachdem ich das heute erledigt hatte, begann ich mit der Suche. Da ich die Kriminellen orten konnte, war das kein Problem. Schon bald hatte ich jemanden gefunden und erschossen. Das Töten machte mir keinen Spaß, aber ich empfand auch kein Mitleid. Ich setzte die Arbeit fort und erst nach Stunden fand ich den Verbrecher. Es war ein kleiner Bub. Dieser kauerte verängstigt am Rande einer Straße, dabei murmelte er etwas vor sich hin. Langsam näherte ich mich ihm. Er war höchstens sechs oder sieben Jahre alt und sah nicht besonders gefährlich aus. Meine Hand Strecke sich fast von selbst aus und erfasste die des Kindes. Als ich ihm aufhalf, fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Trotzdem sprach ich zu dem Bub: „Wer bist du?“ Er antwortete nicht, wahrscheinlich sprach er eine andere Sprache. Als das Kind mich mit seinen großen braunen Augen ansah, empfand ich etwas. Ich hatte so etwas noch nie gespürt, doch tief in meinem Inneren fühlte ich den Drang, den kleinen Jungen zu beschützen. Gerade als ich ihn in die Arme nehmen wollte, sah ich am anderen Ende der Straße eine schwarze Gestalt auf uns zurennen. Ich ließ den Bub los und nahm die Kampfstellung ein. Doch die Gestalt blieb vor uns stehen und zog eine Pistole. Mir wurde mulmig im Bauch und ich hatte Angst um das arme Kind. Und auch Roboter können sterben. Das Letzte, was ich sah, war der Mann, der nun auf den Jungen zielte. Als er abdrückte, kam es mir vor wie in Zeitlupe. Ich warf mich vor den Buben. Dann wurde alles schwarz.

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