Da es langsam, aber sicher und stetig zunehmend weihnachtet (gut zu erkennen an den Lebkuchen, die einen im Supermarkt von allen Seiten anspringen und den ersten Tönen von „Last Christmas“ aus den Lautsprechern, ehe man schreiend davor flüchtet) und da mein Handyakku gerade verendet ist und ich kein Ladekabel dabeihabe, ist es wohl an der Zeit für mich, wieder einmal etwas zu schreiben.
Daher hallo, Leserschaft!
Ich bin ja – wie unschwer zu erkennen, da ich für eine Schülerzeitung schreibe – leider keine Studentin, denn ich fürchte, dafür braucht man ein Maturazeugnis. Dennoch hat es mir in letzter Zeit eine App angetan, die eigentlich für Studenten gedacht ist – Jodel. Für alle, die Jodel nicht kennen: Das ist ein soziales Netzwerk, bei dem man anonym kurze Texte, oder auch Bilder posten kann, die dann für alle anderen „Jodler“ im Umkreis von zehn Kilometern sichtbar sind. (Natürlich kann man dann auch noch upvoten, downvoten und kommentieren, sonst wäre es ja kein gutes soziales Netzwerk). Besonders angetan hat es mir vor einiger Zeit ein hochpoetischer Spruch, der mir auf Jodel ins Auge sprang (aufgrund der Anonymität ist mir der Verfasser leider unbekannt): „Zuhause ist, wenn man den Hund „Fettkröte!“ ruft und die Schwester mit „Was ist denn?“ antwortet.“ Dieser Spruch kann nämlich quasi eins zu eins auf meinen jüngeren Bruder und mich übertragen werden. Nur, dass das Wort bei uns „Schuschkröte“ lautet (das zu erklären wäre jetzt zu ermüdend) und wir lediglich zwei Meerschweinchen und keinen Hund beherbergen. Warum das für diesen Text wichtig ist? Moment noch.
Ebenfalls vor einiger Zeit gab es in einem meiner WhatsApp-Gruppenchats eine Diskussion über Nettigkeiten und Weniger-Nettigkeiten von Geschwistern, an der sich auch ein Mensch beteiligte, der ein Einzelkind ist. Als dieser dann darauf hingewiesen wurde, dass er sich mit Geschwistern doch gar nicht wirklich auskennen könne, widersprach er und meinte, dass seine Cousins und er schließlich früher „quasi wie Geschwister“ gewesen seien. Das einzige, was sie laut ihm nicht gemeinsam gemacht hätten, war „auf’s Klo zu gehen“. Auf diese Aussage hin fielen mir zwei Dinge ein. Erstens, mein Bruder und ich fanden es als kleine Kinder extrem witzig, gemeinsam „auf’s Klo zu gehen“. Zweitens die Tatsache, dass ich noch nie wirklich darüber nachgedacht habe, wie Einzelkinder sich wohl das Leben mit Geschwistern vorstellen. So, wie die Person in der WhatsApp-Gruppe es darstellt, klingt es nach einer friedlichen Idylle, in der Brüder, Schwestern und alle anderen harmonisch Seite an Seite leben und in allen Lebenslagen unzertrennlich sind.
Naja.
Ich will nicht abstreiten, dass es solche Geschwister geben KANN, aber wie die Fett- beziehungsweise Schuschkröten von vorher zeigen, sieht es in den meisten Familien wohl etwas anders aus. Damit will ich nicht sagen, dass ich meinen Bruder nicht mag, dennoch werde ich nie vergessen, wie er und einer seiner Freunde, der bei ihm übernachtet hatte, um sechs Uhr morgens (am WOCHENENDE) in mein Zimmer kamen und einer schlafenden Freundin, die bei mir übernachtet hatte, eine überdimensionale Gummi-Ameise ins Gesicht warfen. Und es filmten. (Auch diese Freundin ist übrigens ein Einzelkind, ihr Bild von geschwisterlicher Liebe dürfte sich nach diesem Ereignis allerdings ein wenig verändert haben). Er wiederum war vermutlich eher weniger erfreut, als ich ihm vor einiger Zeit gestand, dass ich ihn als egozentrisches und daher auf das neue Geschwisterchen eifersüchtiges Kleinkind hin und wieder geschubst und dann behauptet habe, er hätte sich irgendwo gestoßen. Um also der Welt der Einzelkinder nicht länger die (nicht immer) grausame Wahrheit über das Geschwister-Sein zu verwehren, um Menschen, deren Geschwister sie regelmäßig zur Weißglut treiben, zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, oder einfach, um klarzustellen, dass Brüder oder Schwestern manchmal gar nicht soooo übel sind, werden hier ab jetzt (in vermutlich eher unregelmäßigen Abständen, Schule ist manchmal sehr gemein) immer wieder kurze oder weniger kurze geschwisterliche Anekdoten aus meiner, oder aber auch aus anderen Familien erscheinen (sofern sich jemand außer mir traut, das Schweigen über dieses Tabuthema zu brechen). Daher also, Fortsetzung folgt…
P.S.: Falls ihr zu diesem Thema eine eigene familiäre Anekdote mit den Lesern dieser Seite teilen wollt, schreibt einfach eine E-Mail an kmon@keimgasse.at!
P.P.S.: Emil, du Schuschkröte!