Keim-Inside

Sexuelle Orientierung – wie gehen wir in der Keimgasse damit um?

Unterstützen oder grenzen wir aus? Ist die Keimgasse wirklich so offen unterschiedlichen Sexualitäten gegenüber?

Ich habe vor kurzer Zeit einen eher sachlichen und unpersönlichen Artikel über unterschiedliche Sexualitäten geschrieben. In diesem Text werde ich jedoch das Ganze ein bisschen spezifizieren. In diesem Artikel geht es jetzt nämlich um unterschiedliche sexuelle Orientierungen in der Keimgasse.

Insgesamt sehe ich bei den meisten Leuten, egal ob in meiner Klasse oder in anderen nicht sonderlich viel Homophobie oder Diskriminierung einzelner Sexualitäten oder insgesamt der LGBTQ+ Community. Um mich herum sehe ich sogar viele Menschen, die zu der LGBTQ+ Community dazugehören oder sie unterstützen. Jedoch gibt es ein paar Punkte, die sich noch drastisch ändern sollten.

  1. Kommen wir gleich zum ersten Punkt. Das Wort „schwul“. Die Bedeutung des Wortes wird in sehr vielen Fällen einfach vollkommen verdreht. Statt damit wirklich homosexuelle Männer zu beschreiben, wird das Ganze als Beleidigung benutzt. Oft passiert das vollkommen ohne Kontext, bei kleinen Unstimmigkeiten oder Streits. Besonders oft jedoch sehe ich auch wie das Wort in Zusammenhang mit „femininen“ Männern benutzt wird. Als Beispiel nehme ich jetzt meine eigene Erfahrung. In meiner Klasse haben wir einmal die Nägel eines Jungen angemalt und schon kamen Kommentare wie „Das ist soooo schwul!“. Wir leben leider in einer Welt, wo Kleider, Röcke, Make-up und Nagellack als „weiblich“ angesehen werden, was natürlich nur ein blödes Stereotyp ist. Obwohl Röcke und Kleider von der Anatomie natürlich viel praktischer für Männer wären. Ich denke der Grund für diese Verwendung des Wortes schwul ist, dass besonders auf junge Buben, ein extremer Druck ausgeübt wird, möglichst „männlich“ zu sein, schon von der Kindheit an. Wenn man jedoch nicht in diese männlichen Stereotype passt, wird man sofort als schwul bezeichnet. Man sollte die Bezeichnung homosexuell nicht als Schimpfwort benutzen. Dadurch werden nicht nur geoutete männliche Homosexuelle beschimpft, sondern auch noch nicht geoutete Schwule abgeschreckt. Selbst heterosexuelle Männer sind von dieser Benutzung des Wortes betroffen. Durch die konstanten Vorurteile gegenüber sogenannten „femininen“ Männern, ist es schwierig solche traditionellen „Frauensachen“ auch für Männer zu normalisieren.
  2. Als nächstes geht es um die Art, wie viele Leute wlw (women loving women) Beziehungen fetischisieren. Besonders oft sehe ich, wie heterosexuelle Männer extreme Verachtung gegenüber Schwulen haben, jedoch weibliche Lesben, Bisexuelle und Pansexuelle etc. akzeptieren. Verwirrend, oder? Ich denke, bis zu einem gewissen Grad hat das tatsächlich mit einem Art Fetisch für wlw zu tun. Zwei Mädchen küssend werden oft von Leuten nicht als ein süßes Paar, sondern anturnend gesehen. Ich habe auch schon von Leuten gehört, wie heiß sie zwei Mädchen küssend oder Lesbenpornos finden. Es ist nicht normal, diese Beziehungen so zu sexualisieren und das auch noch „normal“ zu finden.

Ich persönlich habe schon einige dieser Dinge oder Aussagen persönlich erlebt. So ist es jedoch nicht in jeder Klasse oder in der ganzen Keimgasse. Jedoch sehe ich trotzdem noch einzelne Fälle, die es so nicht geben sollte. Niemand sollte wegen seiner Sexualität ausgegrenzt werden. Ich würde uns trotzdem insgesamt als ziemlich akzeptierende Schule bezeichnen. Nicht nur wegen der Akzeptanz, die ich um mich herum erlebe, sondern auch wegen wunderschöner kleiner Details. Zum Beispiel einfach ein kleiner Regenbogensticker auf der Mädchentoilette. Selbst solche kleinen Aktionen erhellen den Tag von mindestens einer Person, die mit ihrer Sexualität kämpft…

Und jetzt wünsche ich euch allen noch einen schönen Pride Month!

Anm. der Redaktion: Wie siehst du das? Wie sehen deine Erfahrungen aus? Wenn du uns daran teilhaben lassen willst, sende ein Mail an kmon@keimgasse.at. Wenn das Thema für dich heikel ist, können wir deinen Gastbeitrag natürlich auch anonym veröffentlichen.

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